30 Jahre Freundschaft mit Kameraden aus Slowenien

„Die Politiker reden über Europa – wir leben es!“ Wehrführer Manfred May brachte es am Samstagabend auf den Punkt. 30 Jahre Freundschaft zu den Kameraden aus dem slowenischen Lokarje feierte man bei der Freiwilligen Feuerwehr Kirschhausen dieser Tage. Eine Freundschaft, die einst eher zufällig entstanden ist.

„Es war einmal ein Mann“, begann Feuerwehrvereinsvorsitzender Hennes Barz im Rahmen der Feierstunde im festlich geschmückten Feuerwehrgerätehaus seinen unterhaltsamen Rückblick auf die Geschichte. Dieser Mann war Franz Rantschigei. Der war gebürtiger Slowene und lebte in Viernheim. Er suchte ein Feuerwehrfahrzeug für sein Heimatland und erfuhr, dass die Kirschhäuser ihren Unimog verkaufen wollten – und man wurde handelseinig. 1987 reisten schließlich vier slowenische Kameraden an, um den Unimog zu überführen.

Da das Gefährt aber zunächst partout nicht anspringen wollte, luden die Kirschhäuser die vier aus dem damaligen Jugoslawien erst einmal zur Weihnachtsfeier ein – und da wurde die Idee der Freundschaft zwischen den Wehren geboren. Von da an besuchte man sich regelmäßig gegenseitig.

Wehrführer Manfred May begrüßte die 36 Gäste aus Lokarje unter deren tosendem Beifall auf Slowenisch. „Nach 30 Jahren ein Satz“, scherzte er über sich selbst. Viel habe man miterlebt, etwa den Zehn-Tage-Krieg und die Gründung des Staates Slowenien im Jahre 1991. Die slowenische Fahne wurde übrigens das erste Mal beim Umzug zum 90-jährigen Jubiläum der Feuerwehr Kirschhausen im Ausland getragen. Man hat gemeinsam also auch ein Stück Geschichte geschrieben, das beide Seiten bis heute stolz macht.

„Ich verspreche euch, ich lege den jungen Leuten der Kirschhäuser Wehr diese Freundschaft ans Herz!“, unterstrich May. Barz und er blickten zurück auf die zahlreichen Ausflüge, die man gemeinsam unternommen hat. Einer der Höhepunkte war sicherlich, einmal auf dem Triglav zu stehen, dem höchsten Berg Sloweniens, der nur wenige Meter niedriger ist als die Zugspitze. Man besichtigte Museen, den Liebesturm, war gemeinsam Skifahren, „erforschte“ Eishöhlen, fuhr Schiff auf dem Stausee bei Celje. Und natürlich wurde immer wieder gemeinsam gefeiert.

Neben den slowenischen Freunden waren am Samstagabend auch die Wahl-Viernheimer Franz und Hermine Rantschigei mit dabei; „die Schuldigen“, wie sie von Barz im Scherz genannt wurden. Rantschigei ist Besitzer einer Spedition, fährt heute noch selbst Lkw – und das, obwohl er in der vergangenen Woche seinen 75. Geburtstag feierte. Als man sich vor 30 Jahren das erste Mal traf, war er gerade dabei, sich etwas aufzubauen. André Zupanc, Sohn des Präsidenten der Feuerwehr Lokarje, Jozé Zupanc, übersetzte die Reden beider Seiten vortrefflich. Sein Vater war selbst einer von denen, die seinerzeit den Unimog aus Kirschhausen abholten. Der war übrigens nicht das einzige Fahrzeug, das von Kirschhausen nach Slowenien umzog, wie der Präsident erzählte. In gewisser Weise leistete man feuerwehrtechnische Erste Hilfe in Zeiten, in denen es in Slowenien nicht leicht war, eine gute Ausrüstung zu bekommen. Eine Linde schenkten die Kameraden aus Lokarje ihren Gastgebern – in der Hoffnung, in ein paar Jahren unter ihr zu sitzen und gemeinsam ein Glas Wein zu trinken. Die Linde ist in Slowenien das Sinnbild für Freundschaft, Zusammenarbeit und Frieden. Darüber hinaus gab es eine goldene Gedenktafel mit integrierter Uhr, Kalender mit Fotos der Lokarjer Wehr und Honigschnaps.

Quelle: www.echo-online.de – 29.05.2017 – Astrid Wagner